Horst Bielen hat seine Födekam-Mandate nach 30 Jahren beendet

Genau 30 Jahre lang war Horst Bielen für den Musikverband Födekam Ostbelgien an vorderster Front ehrenamtlich tätig, davon 13 Jahre als Sekretär und weitere 11 als Präsident. Jetzt hat er sein Verwaltungsratsmandat niedergelegt – eine gute Gelegenheit zum Rückblick mit „Mister Födekam“.

Seit 1995 war Horst Bielen bei Födekam engagiert, zunächst als Mitglied der Instrumentalkommission, seit 1997 dann auch als Mitglied des Verwaltungsrates. Bei seinem Eintritt in den Verwaltungsrat wurde er als Nachfolger von Raymond Kessler gleich Verbandssekretär und dann, ab 2010, Präsident. Nach Beendigung dieses Mandates im Jahr 2021 wurde er zum Ehrenpräsidenten des Musikverbandes ernannt. Anlässlich der diesjährigen Generalversammlung hat Horst Bielen nun auch sein Verwaltungsratsmandat beendet und kann damit auf genau drei Jahrzehnte Engagement bei Födekam zurückblicken.

Wir führten mit Horst Bielen, der inzwischen 63 Jahre alt ist und in Wallerode lebt, folgendes Gespräch:

FÖDEKAM NEUES: Horst, wie kam es seinerzeit zu Deinem Engagement bei Födekam? Wie hat alles angefangen?

HORST BIELEN: Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Ich war als Präsident des Musikvereins Wallerode damals musikalisch schon sehr engagiert. Eines Tages kontaktierte mich der damalige Födekam-Präsident Edmond Klontz mit der Frage, ob ich mir ein Engagement bei Födekam vorstellen könne. Ich habe nach kurzer Bedenkzeit zugesagt, musste dann aber zunächst als Vertreter der Instrumentalvereine der Gemeinde Sankt Vith benannt werden – ja, so war das damals. Und das war gar nicht so unkompliziert, denn mit Herbert Felten gab es einen weiteren Bewerber für diese Vertretung. Und die Abstimmung der Vereine zwischen uns beiden ging zunächst unentschieden aus. Herbert hat mir dann das Mandat sozusagen überlassen und ich „durfte“ bei Födekam einsteigen.

FN: Wie ging es in den Anfangsjahren weiter?

HB: Ich konnte mich zunächst in der damals noch bestehenden Instrumentalkommission in die Projekte des Verbandes einarbeiten. Zwei Jahre später, das war 1997, legte der langjährige Sekretär Raymond Kessler seine Ämter nieder und ich wurde zeitgleich mit dem Eintritt in den Verwaltungsrat Sekretär des Verbandes – eine Tätigkeit, bei der in der damaligen Struktur sehr viele Fäden zusammenliefen. Präsident war damals Herbert Heuschen und Kassierer Franz-Joseph Drösch. Meine erste wichtige Aufgabe war damals der Umzug des Verbandes, der bis dahin seinen Sitz am privaten Wohnort von Raymond Kessler in Hünningen bei Büllingen hatte. Durch Verhandlungen mit dem damaligen Kulturminister Wilfred Schröder kamen wir im „Haus der Deutschsprachigen Gemeinschaft“ in St.Vith unter.

FN: Und dann wurdest Du zum Verbandspräsidenten…

HB: Im Jahr 2003 hatte Franz-Joseph Drösch das Präsidentenamt von Herbert Heuschen übernommen. Als er nur zwei Jahre später plötzlich verstarb, wurde Harald Mollers sein Nachfolger. Wiederum einige Jahre später, 2009, wurde Harald Minister und trat als Födekam-Präsident zurück. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon viel Erfahrung als Verbandssekretär sammeln können und wurde 2010 zum Präsidenten gewählt – ein Amt, das ich bis 2021 bekleidet habe.

FN: Wie war das denn damals, in Deinen Anfangsjahren?

HB: Man kann sich das heute, wo Födekam eine Geschäftsführung hat und teilweise professionelle Strukturen aufweist, nicht mehr so richtig vorstellen. Damals mussten wir jedes einzelne Projekt beim zuständigen Minister besprechen und beantragen – und das in Feierabend- bzw. Wochenendarbeit, denn wir waren bei Födekam ja nebenberuflich und ehrenamtlich tätig. Es war sehr aufwendig und kompliziert, denn E-Mail oder Online-Dienste waren damals noch Fremdwörter; angefangen haben wir mit Papier und Schreibmaschine. Ich will an dieser Stelle noch unterstreichen, dass wir mit den aufeinanderfolgenden Ministern Wilfred Schröder, Bernd Gentges und Isabelle Weykmans immer gut zusammengearbeitet haben.

FN: Welches war im Rückblick Dein schönstes Erlebnis bei Födekam?

HB: Da kommt mir spontan das erste Kinder-Play-In in Burg-Reuland in den Sinn. Damals waren 36 Kinder dabei; Dirigent war Roland Smeets. Und es war total ergreifend! Auch die späteren großen Play-Ins mit Walter Boeykens in Ostbelgien und in Limburg, oder auch mit Thomas Doss in Prüm, waren immer gigantisch. Ich habe einige Male Tränen in den Augen gehabt, wenn ich von den begeisterten Musikern mit Dankesworten zur Bühne gerufen wurde.

FN: Und eine negative Erinnerung? Was war nicht schön?

HB: Ganz klar, der schlimmste Moment, das war nach einer Einstufung im Eupener Jünglingshaus, als der Cercle Musical Kelmis um wenige Punkte das Prädikat „mit besonderer künstlerischer Auszeichnung“ verpasste. Der Verein fühlte sich von der Jury nicht richtig behandelt und machte Födekam dafür verantwortlich. Konkret ging es damals unter anderem um drei Achtelnoten, die wohl in der Partitur des Vereins standen, aber nicht in derjenigen der Jury – oder umgekehrt. Damals bemühte sich der Verein mit Anwaltshilfe darum, die ganze Einstufung annullieren und wiederholen zu lassen. Das war für uns als Verband echt schwierig!

FN: Wie siehst Du die Entwicklung des Verbandes in diesen drei Jahrzehnten?

HB: Die Verbandsarbeit war damals – wie schon gesagt – fast vollständig ehrenamtlich. Nur unsere langjährigen engagierten Sekretärinnen Elke und Jeannine arbeiteten tagsüber, für uns gingen die Besprechungen und Versammlungen erst nach Feierabend los oder fanden am Wochenende statt. Das hat sich heute geändert; Födekam hat sich professionalisiert und kann viel effektiver arbeiten. Irgendwie ist es aber auch schade, dass das Ehrenamt heutzutage so etwas an Reiz verloren hat.

FN: Und die Vereine, wie siehst Du deren Entwicklung?

HB: Zu Beginn meiner Tätigkeit waren fast 150 Vereine bei Födekam angeschlossen (heute sind es 111, AdR.). Die Aufgaben der Vereine haben sich verändert, vieles ist halt nicht mehr wie „früher“. Vor allem bei den Chören – und noch spezifischer bei den Kirchenchören – hat sich irgendwie gefühlt alles geändert. Zu Beginn meines Engagements war auch der dörfliche Zusammenhalt noch größer als heute, die Vereine hatten teilweise eine andere Rolle in der Gesellschaft. Auch die musikalische Qualität ist natürlich in diesen drei Jahrzehnten auf unglaubliche Weise gestiegen – es ist schön, dass unsere gut ausgebildeten jungen Musiker das so mitmachen und tragen.

FN: Wie geht es Dir seit Deinem Födekam-Rücktritt?

HB: Ich habe tatsächlich einige Nächte lang nicht so gut geschlafen. Födekam fehlt(e) mir – obwohl ich jetzt natürlich entsprechend weniger Stress und Aufregung habe. Ich glaube aber, dass ich in den 30 Jahren zusammen mit einem immer sehr guten Team einiges zustande gebracht habe. Jetzt, im Ruhestand, kümmere ich mich um Haus und Garten, ich halte Hühner, ich feiere gerne und ich verreise gerne zusammen mit meiner Frau. Ich genieße das Leben und hoffe, bei möglichst guter Gesundheit zu bleiben. Ach ja, ich bin übrigens wieder in den Vorstand des Musikvereins Wallerode eingetreten, weil man dort meinte, jemand von der „alten Garde“ ganz gut brauchen zu können.

FN: Wir danken Dir für Deinen langjährigen Einsatz, Horst, und wünschen Dir alles Gute!