Kgl. Harmonie Honsfeld bei der Anwerbung von Nachwuchsmusikern erfolgreich

"Sind Musikvereine für Kinder nicht mehr attraktiv?", so lautete der Titel eines Kommentars von Verbandspräsident Marc Komoth in der jüngsten Ausgabe von FÖDEKAM NEUES (*). Ausgehend von der geringen Zahl an Neueinschreibungen für Blas- und Schlaginstrumente im Norden Ostbelgiens wurde darin vor einer besorgniserregenden Entwicklung gewarnt. Einer der Vereine, die versuchen, aktiv eine Antwort auf diese Problematik zu finden, ist die Kgl. Harmonie Honsfeld. Nachstehend veröffentlichen wir einen Bericht dieses Vereins. Herzlichen Glückwunsch nach Honsfeld für den erbrachten Einsatz und den Erfolg. Die Reaktionen anderer Vereine zu diesem Thema sind uns willkommen!

Sehr geehrter Herr Komoth,

Mit regem Interesse habe ich Ihren Artikel zum Thema "Sind Musikvereine nicht mehr attraktiv?" gelesen und im Vorstand weitergeleitet. Sie sprachen uns aus der Seele.... Auch wir, die Kgl. Harmonie Honsfeld, haben was den Nachwuchs angeht magere Jahre hinter uns.

Wir hatten keinen Schlagzeuger und waren dann umso glücklicher, als Fabrice, der Sohn des Schriftführers, als Schlagzeuger die Ausbildung in der Musikakademie begann. Nun ist er schon seit zwei Jahren im Verein und auf ihn könnten wir nicht mehr verzichten.

Leider gab es keinen einzigen anderen Schüler mehr, der Notenlehre machte und zum Verein hätte hinzustoßen können. Mein Sohn Leon begann dann letztes Jahr im Alter von neun Jahren die Musikschule auch am Instrument Schlagzeug. Jedes Kind, das eine Ausbildung an einem Musikinstrument beginnt, ist ein kleiner Hoffnungsschimmer - wohlwissend, dass der Verein dann im besten Fall noch drei Jahre auf ein neues Vereinsmitglied warten muss…

Es ist natürlich heutzutage für Kinder eine Leistung, alles unter einen Hut zu bekommen. Beide, Fabrice und Leon, spielen zudem Fußball (zweimal Training pro Woche und das Spiel am Wochenende). Notenlehre findet zweimal wöchentlich und Instrumentalunterricht einmal pro Woche statt, was also sehr zeitaufwändig ist. In der Notenlehre gibt es außerdem wöchentlich Hausaufgaben und auch am Schlagzeug sollte geübt werden. Ganz ehrlich kann ich Ihnen sagen, dass ich mir oft die Frage stelle: "Ist das nicht zu viel?" In der Schule sollen die Resultate der Kinder natürlich auch gut sein. Oder anders gesagt, die "normale Schule" muss klappen, ansonsten wäre Musikschule wahrscheinlich das Erste, was nicht mehr gemacht werden könnte. Zudem spielt das Elternhaus - oder besser gesagt die Einstellung der Eltern - eine große Rolle! Und die Fahrerei ist zeitaufwändig und muss mit dem Berufsleben kombiniert werden.

Bei uns waren die beiden angesprochenen Schüler jeweils Kinder von aktiven Musikern im Verein. 

Aber wir stellten uns weiterhin die Frage: Wo bleiben die anderen? Wie begeistern wir neue Kinder? Oder auch deren Eltern? Wir haben das letztes Jahr im Vorstand diskutiert und die Nachwuchssorgen unseres Vereins weitergehend analysiert. Dabei konnten wir einige interessante Ideen sammeln.

Die Primarschule Honsfeld war dann bereit, unseren Verein zu empfangen. Es gab zunächst einen kurzen Austausch mit den Lehrern darüber, was an dem geplanten Nachmittag passieren sollte.

Im April sind dann acht Musiker unseres Vereins in die Schule gegangen. Dort konnten wir uns persönlich und unsere Instrumente kurz vorstellen. Anhand einer Powerpoint-Präsentation haben wir im Anschluss den gesamten Verein und die verschiedenen Instrumentengruppen vorgestellt. Auch die Themen Notenlehre und Ausbildung am Instrument wurden den Kindern erklärt. Nach dieser Vorstellung für alle Schüler haben wir die Kinder dann in kleinere Gruppen aufgeteilt und in mehreren Klassenräumen die einzelnen Instrumente unseres Vereins weitergehend vorgestellt: Trompete-Flügelhorn, Flöte, Klarinette, Saxophon, Bass, Posaune und  Euphonium. Dabei konnten die Kinder die Instrumente auch selber einmal ausprobieren.

Natürlich war es für uns nicht leicht, das alles während der Schulzeit durchzuführen. Zumal wir versuchen wollten, möglichst viele Instrumente vorzustellen. Aber es hat geklappt und es war ein toller Nachmittag! Auch wir hatten richtig Spaß dabei. 

Und danach? Wie sollte es jetzt weitergehen? Einige Kinder hatten großes Interesse und Eltern kamen spontan auf uns zu. Eigentlich hatten wir geplant, im Jahr 2024 eine „offene Musikprobe“ zu organisieren und 2025 dann wieder einen Besuch in der Primarschule durchzuführen. Dann haben wir aber gemerkt, dass JETZT der richtige Zeitpunkt war, um unbedingt die Eltern mit ins Boot zu nehmen. Das war das Beste, was wir machen konnten!

Wir haben dann recht kurzfristig und mit großem Erfolg eine offene Probe für alle interessierten Kinder und deren Eltern organisiert, wofür wir die Einladungen in der Schule verteilen konnten. Das Resultat zum jetzigen Zeitpunkt, fünf Monate später: Ganze sieben Kinder und sogar zwei Erwachsene aus Honsfeld sind im ersten Jahr Notenlehre eingeschrieben und haben gemeinsam Spaß an der Sache!

Wir hoffen natürlich, dass die Begeisterung anhält und dass wir in drei Jahren einige dieser Schüler in die Reihen des Musikvereins aufnehmen dürfen. Das wäre ein toller Erfolg!

Denn auch für unseren Verein hatte die Coronazeit zur Folge, dass einige Musiker nicht wieder angefangen haben zu spielen. Auch der Weggang unseres Dirigenten Jean-Julien Servais war nicht so einfach für uns alle. Umso glücklicher waren wir, als wir nach längerem Suchen Matthias Verniers als Dirigenten verpflichten konnten. 

Wir sind uns dessen sehr bewusst, dass wir auch in Zukunft auf die Kinder und Eltern zugehen müssen. Wir werden am Ball bleiben und im Wechsel Besuche in der Schule sowie offene Proben anbieten.

In der Hoffnung, auch von anderen Vereinen zu hören, was für sie "nachwuchsbringend" war, verbleibe ich mit musikalischen Grüßen, 

Nadine Meyer-Löfgen 

Zweite Schriftführerin der Kgl. Harmonie Honsfeld