Roland Smeets hat nach 20 Jahren als Dirigent des sbbe aufgehört

Nach genau 20 Jahren ist Schluss. Roland Smeets (54) hat am 19. November mit einem Konzert in Deidenberg als Dirigent des Symphonischen Blasorchesters der Belgischen Eifel (sbbe) aufgehört. Wir sprachen mit ihm über dieses besondere Orchester und über seine Person.

Roland, wie hat es für dich vor 20 Jahren beim sbbe angefangen?

Ich lebe und wohne zwar in Baelen, aber eine meiner Großmütter stammt aus Hünningen/St.Vith – ich bin also ein ganz klein wenig „Eifeler“; daran habe ich gedacht, als ich zum sbbe kam (lacht). Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch, das ich mit dem damaligen Vorstand des Vereins geführt habe. Als Nachfolger von Robert Sarlette, Berni Sarlette und Jean-Luc Rousseau habe ich das sbbe 13 Jahre nach dessen Gründung übernommen. Und eigentlich habe ich beim Einstellungsgespräch schon die Frage gestellt, ob das Orchester noch Sinn macht…

Machte und macht das sbbe denn noch Sinn?

Das Orchester ist ja kein dörflicher Musikverein wie so viele andere. Seine derzeit rund 40 Mitglieder kommen aus allen Ecken Ostbelgiens, auch aus der angrenzenden Wallonie und aus dem deutschen Grenzland. Schon bei seiner Gründung im Jahr 1990 lautete die Zielsetzung, den Musikern neben ihrer Tätigkeit im Heimatverein eine zusätzliche Möglichkeit zu bieten, ihren musikalischen Horizont zu erweitern und neue Kontakte zu knüpfen. Es war also nie ein Bestreben des sbbe, anderen Vereinen Musikern wegzunehmen, sondern dieses Orchester wollte immer auch eine Unterstützung der Dorfvereine bieten, indem den besonders guten Musikern hier noch „etwas mehr“ oder „etwas anderes“ geboten und damit deren Motivation – auch zugunsten des Ursprungsvereins - gestärkt wurde. Und genau da lag meine Fragestellung schon beim Beginn meiner Tätigkeit 2003, denn die Dorfvereine hatten inzwischen – und haben seitdem noch weiter – „aufgeholt“, ihr Niveau gesteigert und selber große Projekte auf die Beine gestellt.

Und wie bist du das Projekt dann 2003 vor diesem Hintergrund angegangen?

Die Frage, ob das sbbe noch Sinn macht, habe ich natürlich trotzdem mit „Ja“ beantwortet, sonst hätte ich ja nicht dort angefangen. Ich habe zum Beispiel versucht, durch die Zusammenarbeit mit großen Solisten, Komponisten oder auch Dirigenten sowie durch besondere Projekte diesen Mehrwert zu erhalten. Ich habe nie gesagt, dass das sbbe besser wäre als andere Vereine; es will den Musikern die Möglichkeit bieten, gute Musik zu machen – und dies als EIN Baustein, neben vielen anderen.

Ich habe gemeinsam mit den jeweiligen Vorständen immer versucht, keine Konkurrenz zu den Dorfvereinen entstehen zu lassen. Das ist zum Beispiel auch der Grund dafür, weshalb wir beim sbbe seit jeher samstags von 16 bis 18 Uhr proben (und das nur alle zwei Wochen), also zu einem Zeitpunkt, wo normalerweise kein anderer Verein probt.

Kein Verein wie jeder andere, das gilt auch heute noch, oder?

Ja und nein. Auch beim sbbe ist es wichtig, dass – so wie in jedem anderen Verein - das Menschliche, der soziale Kontakt nicht zu kurz kommt. Wenn man samstags im frühen Abend probt, dann ist die „dritte Halbzeit“ nach der Probe natürlich oft schwierig. Aber über Ausfahrten, Probetage oder außermusikalische Aktivitäten haben wir immer versucht, auch diesen wichtigen Aspekt des Vereinslebens nicht zu vernachlässigen. Beim gemeinsamen Mittagessen am Probetag oder bei der Busfahrt vor bzw. nach einem Konzert kommen auch wir uns näher, genau so wie das in einem „normalen Verein“ der Fall ist. Und dieser Spaß, diese Geselligkeit, war und ist auch für das sbbe wichtig!

Manche Leute, die mich zu kennen glauben, denken, dass Roland Smeets für die Musik lebt. Sie täuschen sich; ich lebe nämlich DURCH die Musik, für die Menschen. Die Musik soll nie ein Ziel sein, denn sie ist ein wundervolles Mittel um Menschen zu verbinden.

Warum hörst du auf? Und warum gerade jetzt?

Ich hatte beim sbbe eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit mit den Musikern, mit den Vorständen, mit Solisten und Kollegen - ganz viele tolle Erinnerungen wofür ich sehr dankbar bin… Der Gedanke, nach so vielen Jahren aufzuhören und Platz zu machen für eine Erneuerung, ist mir schon vor ein paar Jahren gekommen. Unter anderem durch Corona habe ich den konkreten Entschluss aber vor mir hergeschoben.

Jetzt scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein: das Orchester läuft nach dem Corona-Tief wieder recht gut, es hat einen starken Vorstand, und es bleibt meinem Nachfolger noch genau ein Jahr Zeit, die nächste Einstufung mit den Musikern vorzubereiten. Ich gehe und weiß, dass es weitergeht – das macht es mir deutlich leichter. Irgendwie scheint mir, es ist der richtige Zeitpunkt für das sbbe, mit neuen Ideen und neuer Energie durchzustarten. Und das Gleiche gilt irgendwie für den Menschen Roland Smeets…

Was macht Roland Smeets denn in Zukunft?

Ich bin ja nicht nur Dirigent, sondern selbstständiger Berufsmusiker mit vielen Aktivitäten: Ich bin Hornist und Schlagzeuger, ich bin Komponist und (mehr noch) Arrangeur, habe auch eine Zeitlang Musik unterrichtet – also eine gute Mischung. Ich habe Orchester in Hombourg, Kettenis, Clerf (L), Wallerode, Emmels und Rescheid (D) dirigiert und dirigiere zurzeit noch in Aachen, einerseits das Blechensemble „Polydur“ und andererseits die Harmonie „Wind Ensemble“. Und ich stehe weiteren Aktivitäten als Dirigent in Zukunft nicht ablehnend gegenüber, allerdings nicht unbedingt sofort. Ich will mir auch etwas Zeit nehmen, Abstand gewinnen und mich neu orientieren. Aber wenn etwas kommt, was passt, werde ich nicht Nein sagen!