Interview mit Luisa Fink und Daniel Foeteler

Zwei junge ostbelgische Berufsmusiker sind aktive Mitglieder in der Kgl. Militärkapelle der belgischen Luftwaffe: Luisa Fink aus Elsenborn (Klarinette) ist bereits seit November 2013 in dem Orchester tätig, Daniel Foeteler (Posaune) aus Bracht ist erst im Dezember 2022 hinzugestoßen. Mit den beiden ostbelgischen Militärmusikern, die auch in der hiesigen Harmoniemusikszene bestens bekannt sind, haben wir im Vorfeld des Konzerts in St. Vith ein Interview geführt.

Luisa, als die „Erfahrenere“ von euch beiden: Wie sieht dein Alltag als Militärmusikerin aus?

Der Alltag einer Militärmusikerin ist sehr verschieden. Eine „normale“ Woche besteht aus drei Stunden Proben morgens, und im Laufe der Woche ein Konzert (so ziemlich überall in Belgien, etwa 25 jedes Jahr). Dazu kommen die „Services“, zum Beispiel wenn in einer Kaserne ein neuer Kommandant vorgestellt wird.

Daniel, du bist noch nicht so lange in dem Orchester dabei. Fühlst du dich jetzt in erster Linie als Musiker oder als Soldat? Wie ist die Gewichtung dieser beiden Aspekte?

Nach den zehn Wochen Ausbildung fühlt man sich schon wie ein Soldat. Ich habe in der Grundausbildung fast keine Musik gemacht und alles gelernt, was ein „normaler” Soldat macht:  Schießen, Gewehr putzen, im Wald schlafen, Tarnung usw. Aber das Gefühl ist eigentlich auch schnell wieder weg: Nach zwei Monaten im Orchester bin ich wieder fast der Musiker, der ich vorher war.

Bei den rein militärischen Auftritten (30-35 pro Jahr) reisen wir durch einige Kasernen des Landes. Das bedeutet für uns auch viel Strammstehen. Und wir spielen oft die "Brabançonne“ und andere Hymnen sowie Märsche.

Wie viele belgische Militärorchester gibt es eigentlich noch, mit welchen Schwerpunkten und mit welcher Zukunft?

Es gibt noch drei Militärorchester: die Orchester der Marine und der Luftwaffe sowie „Guides“. In den letzten Jahren sind viele neue Mitglieder aufgenommen worden. Das stimmt uns für die Zukunft optimistisch. Die „Guides“ spielen generell eher ein symphonisches Programm, arrangiert für Harmonieorchester. Die Marine ist seit einigen Jahren spezialisiert auf Jazz-Musik. Und die Luftwaffe hat ein sehr variiertes Programm, von Jazz oder originaler Harmoniemusik bis hin zu Arrangements von symphonischen Stücken ist alles dabei.

Ist es von Bedeutung, dass euer Orchester zur Luftwaffe zählt? Seid ihr häufiger im Flugzeug als andere?

Das bezweifle ich. Aber bei uns kann es passieren, dass eine Aufnahme wegen Flugzeuggeräuschen unterbrochen werden muss.

Ist es für einen Musiker, eine Musikerin die Erfüllung eines Traumes, wenn man in einem solchen Orchester musizieren kann, oder habt ihr noch andere musikalische Ziele?

Mein Traum ist es, in einem Orchester zu musizieren und davon leben zu können. Dabei kommt es weniger auf die Art des Orchesters an als auf die Kollegen, mit denen man jeden Tag arbeitet. Und in der Hinsicht kann man sagen, dass ein Traum in Erfüllung geht.

Musikalische Ziele muss man immer haben, ansonsten verliert man an Niveau und verliert schließlich auch die Lust. In einem Militärorchester zu spielen, war nicht unbedingt mein erstes Lebensziel (vor allem, weil ich die Orchester nicht wirklich kannte). Aber jetzt, wo ich seit fast zehn Jahren dabei bin, kann ich mir fast nichts anderes vorstellen! (Luisa)

Luisa, gibt es noch Besonderheiten für eine Frau als Soldatin, oder ist das heutzutage völlig normal und angeglichen?

Als Frau ist es jetzt eher normal, aber ich denke die Musiker sind da wahrscheinlich etwas offener… Bei den „richtigen“ Militärs sieht das vielleicht anders aus.

Haben die militärischen Dienstgrade im Alltag des Orchesters eine Bedeutung?

Im Alltag haben diese Dienstgrade eigentlich nicht viel Bedeutung (außer beim Gehalt). Wir behandeln uns alle mit Respekt. Der Einzige der „über“ uns steht, ist der Dirigent.

Wie wichtig ist für euch das Galakonzert in St. Vith, in eurer ostbelgischen Heimat? Könnt ihr uns ein paar Worte zum Programm sagen, das die Zuschauer bei diesem Konzert erwartet?

Es ist immer wieder schön, in der Heimat zu spielen, schon allein, weil das eine Gelegenheit ist, viele Leute noch einmal zu sehen. Auch ist das ostbelgische Publikum immer sehr aufmerksam und klatschfreudig!

Ich muss zugeben, ich weiß noch gar nicht, wie das Programm genau aussieht, da wir noch ein paar Konzerte vorher haben. Es ist aber immer interessant, die jungen Solisten kennen zu lernen, und dabei manchmal auch neue Stücke zu entdecken. Auch das Publikum wird sich bei dem Konzert ganz bestimmt nicht langweilen.