... Ex-Verbandssekretär Raymond Kessler?

Von Marc Komoth

„Wie geht es eigentlich Raymond Kessler? Was macht er so?“ Diese Fragestellung bei einer Födekam-Versammlung war für mich der Anlass, mit dem früheren langjährigen Födekam-Sekretär Kontakt aufzunehmen und diese Fragen an ihn weiterzugeben. Kurzbericht eines sehr angenehmen und aufschlussreichen Besuchs in Hünningen (Büllingen).

Die älteren Leser kennen ihn zweifellos noch, für die jüngeren sei es an dieser Stelle noch einmal gesagt: Raymond Kessler war von 1982 bis 1997 Sekretär des Musikverbandes Födekam. Ohne ihn ständen wir in vielerlei Hinsicht nicht da, wo wir heute stehen. Er hat Födekam aus den Anfangsjahren, einer Zeit mit viel Engagement aber noch mehr Improvisation, in die heutige Zeit geführt. Auch wenn seit seinem Rücktritt schon einige Jahrzehnte vergangen sind, die Struktur und Organisation von Födekam trägt bis heute noch viele Spuren, die der inzwischen längst pensionierte Mathematik-Lehrer hinterlassen hat.

In früheren Interviews hat Raymond Kessler selber über die damalige Zeit folgendes gesagt:  "Nach dem Tod von Gründungsmitglied Leonard Fraipont 1982 blieben nur noch wenige Leute bei Födekam übrig. Das waren Edmond Klontz, Albert Veithen, Rudy Boemer, Aloys Schmidt, Marcel Schyns und ich. Mit so wenig Leuten macht man keinen Verband und ist auch nicht repräsentativ. […] Wir hatten keine Statuten, keine Organisation, keine juristische Grundlage. In der Notlage, in der wir damals steckten, ist das in Angriff genommen worden, damit Födekam Ostbelgien auch von den Vereinen als ihr Sprachrohr anerkannt wurde.“

Und dazu fällt ihm bei unserem Besuch gleich noch eine Anekdote ein: Dass er nach dem Tod von Leonard Fraipont neuer Födekam-Sekretär wurde, davon hat Raymond nämlich… aus der Zeitung erfahren. „Das Sekretariat des Verbandes Födekam befindet sich ab sofort in Hünningen“, stand in einer Zeitungsanzeige zu lesen. „Das ist meine Privatadresse“, stellte er erstaunt fest, als er bei der Rückkehr aus dem Urlaub diese Anzeige sah. „Ich habe dann Präsident Edmond Klontz angerufen und nachgefragt, was das soll. Dessen Antwort: ‚Wer anders soll es denn machen als du? Und wohin sonst sollten wir das ganze Material aus dem leerzuräumenden Büro von Herrn Fraipont denn bringen?‘“

Raymond Kessler hat bei meinem Besuch viel zu erzählen. Etwa, wie er in seinem Heimatdorf über die Jugendarbeit Interesse am Musikverein fand. Oder daran, wie er später als Mitglied im Rat der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK, heute PDG) von Kulturinspektor Firmin Pauquet sozusagen damit beauftragt wurde, einmal zu schauen, was aus Födekam werden solle…. Sehr viele andere Erinnerungen an Raymonds Tätigkeit für den Verband werden bei unserem Gespräch wieder hervorgekramt: Die ersten Schritte des Verbandssekretariates im Keller seines Wohnhauses, die Durchführung von Umfragen und Kongressen zur Stärkung von Födekam, die engagierten Kämpfe mit dem Ministerium und der damaligen Musikschule und vieles mehr…

Doch die Vergangenheit sollte ja eigentlich gar nicht das Thema unseres Gesprächs und dieses Artikels sein, sondern die Gegenwart! Also: Raymond Kessler ist heute fast 73 Jahre alt, genießt seit 18 Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau den Ruhestand in Hünningen/Büllingen. Er kümmert sich um die Wohnungen in seinem ehemaligen Elternhaus gleich nebenan, hat zwischenzeitlich eine Art Biohof mit Eiern und Gemüse betrieben, er gibt Mathe-Nachhilfe und er pflanzt Weihnachtbäume an. Außerdem bildet er sich bei der Volkshochschule weiter, engagiert sich in der Kirchenfabrik seines Wohnortes und beschäftigt sich natürlich sehr viel mit seinen Kindern und Enkelkindern. „Ein kinderwagenschiebender Opa bin ich aber nicht geworden“, sagt Raymond und erzählt beispielsweise von den vergangenen und zukünftigen Reisen, die seine Frau und ihn per Wohnmobil quer durch Europa führ(t)en. Als er mir die Ordner für die Vorbereitung der nächsten Reise zeigt, die das Ehepaar nach Griechenland führen wird, erinnere ich mich daran, wie minutiös der damalige Sekretär damals schon war. Er war und ist eine starke Persönlichkeit, mit ganz viel Sinn für eine strenge und perfekte Organisation – bei der privaten Urlaubsplanung heute genauso wie bei Födekam damals!

Nach seinem „bewusst und geordnet vollzogenen Rückzug“ vom Verbandssekretariat ist er heute „weiterhin interessiert, aber nicht mehr engagiert“.

Erst nach mehr als zweistündigem hochinteressantem Austausch von Erinnerungen und Erfahrungen verabschiede ich mich wieder von Raymond. Zum Schluss noch einmal die direkte Frage, wie es ihm denn heute geht. „Schreib ruhig, es geht mir recht gut“ diktiert er mir. „Und grüß alle, die mich bei Födekam und in den Vereinen noch kennen!“

Die Grüße sind hiermit öffentlich ausgerichtet… Der Verband ist seinem damaligen Sekretär bis heute sehr dankbar und wünscht ihm noch viele gute Jahre!