Seit 1991 ist Erni Gangolf Dirigent der Königlichen Musikgesellschaft Edelweiss Crombach. Nach 31 Jahren hört er auf und übergibt im Frühjahr den Dirigentenstab an Julian Pauels. Der Musikgesellschaft Crombach, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, bleibt Erni Gangolf als Musiker erhalten. Als Dirigent ist der 61-Jährige weiterhin bei den Grenzlandmusikanten und den Jungbläsern Breitfeld-Wiesenbach tätig. Über die drei Jahrzehnte in Crombach sprachen wir mit Erni Gangolf.

Wann haben Sie zum ersten Mal eine Probe der Musikgesellschaft Crombach geleitet?

Die allererste Probe war 1989. Damals war ich Dirigent des Kirchenchores Neundorf-Galhausen-Metz und wurde vom Musikverein Crombach gefragt, ob ich kurzfristig aushelfen könne. Es stand eine Geburtstagsfeier an und die Crombacher suchten einen Dirigenten. Das habe ich angenommen und habe den Verein drei Monate dirigiert. Damit war die Zusammenarbeit zunächst beendet. Nachdem ich etwas später als Dirigent des Chores aufgehört hatte, besuchte mich eine Delegation des MV Crombach und wir waren uns schnell einig. Meine erste offizielle Probe als Dirigent der Musikgesellschaft hatte ich im Mai 1991.

Wie sah der Verein damals aus?

Wir hatten 17 aktive Mitglieder mit einer relativ gemischten Altersstruktur, auch wenn die älteren Musiker etwas in der Überzahl waren.

Wie viele Musiker zählt das Ensemble heute? Im Moment haben wir 67 aktive Musikerinnen und Musiker.

Unglaublich. Wie haben Sie das gemacht?

Der Familienzusammenhalt spielt hier eine wichtige Rolle. Von der damals älteren Generation spielen heute schon Urenkel mit. Zuerst muss man das Vertrauen der Leute gewinnen und dann das Musikalische umsetzen. Dann geht das auch.

Und die Umsetzung?

Wir haben die Ausbildung in der Musikschule mit Zusatzproben kombiniert. Als ich in Crombach anfing, hat sich unsere Kindergärtnerin Marlene Verheggen bereiterklärt, sonntagmorgens mit den ganz jungen Schülern - die damals schon alle zur Musikakademie gingen - zusätzlich zu proben und sie somit schneller an ein gewisses Niveau heranzuführen. Das hat immer wunderbar geklappt. Teilweise habe ich auch ein paar Stunden mit dem Nachwuchs geprobt. Wir haben mit kleinen Gruppen effizient gearbeitet, wie wir es heute auch noch manchmal machen, wenn größere Events oder Einstufungen anstehen. Mit diesen Proben in kleinen Gruppen beziehungsweise Registerproben erreichen die Einsteiger relativ schnell ein gewisses Niveau, was auch unser Repertoire angeht.

31 Jahre Dirigent und eine rasante Entwicklung des Vereins. Hand aufs Herz: Hätten Sie das zu Beginn gedacht?

Die Entwicklung kam eigentlich von selbst und zwar durch die Motivation der Leute und durch die Ausbildung an der Musikschule. 32 Musikerinnen und Musiker der Musikgesellschaft Crombach haben ihre Medaille an der Musikschule gemacht. So kommt ein bestimmtes Niveau irgendwann von selbst. Zudem haben wir das große Glück, dass viele Crombacher in der Ortschaft bleiben. Einige sind zwar weggezogen, kommen dennoch regelmäßig zur Probe. In Crombach wohnen aber auch einige zugezogene Musiker, die ein großes Potenzial haben, und es wäre schön, wenn sie unsere Reihen verstärken würden. (lacht)

Hat man bei einer so starken Besetzung noch Wünsche? Wünsche hat man immer, aber wir sind absolut nicht unterbesetzt. Ich möchte aber etwas zum Thema Effizienz sagen. Überall hat man zum einen sehr starke Leute und zum anderen Menschen, die es vielleicht auch in der Schule etwas schwerer haben. Man muss alle akzeptieren und so nehmen, wie sie sind. Daran sollte man ständig arbeiten, damit auch sie Erfolg in der Musik haben. Letztendlich ist es das, was zählt. Die Musik ist unser Hobby und unser Hobby sollte uns Spaß machen. Wenn die Musik uns keine Freude mehr bereitet, sollten wir uns besser etwas anderes suchen, womit wir glücklicher werden.

War es in den drei Jahrzehnten schwierig, die Leute bei der Stange zu halten?

Das war eigentlich nie der Fall. Das Programm, das ich ihnen aufgebürdet habe, musste natürlich erarbeitet werden. Ich habe immer versucht, es dem aktuellen Niveau des Vereins und somit der einzelnen Musiker anzupassen. Nicht den Bogen überspannen, damit auch die Jugendlichen immer einsteigen können. Zudem finde ich, dass man als Verein immer ein Konzert oder Projekt vor Augen haben muss, sonst werden die Proben zu langweilig. Man muss Ziele haben.

Im Frühjahr hören Sie auf und mit Julian Pauels übernimmt ein Mann aus den eigenen Reihen.

Ja, Julian wird den Verein übernehmen und die Stabübergabe findet am 19. April 2023 statt. Bei meinem letzten Konzert werde ich den ersten Teil dirigieren und dann übernimmt Julian. Er hat jetzt einige Proben geleitet und das hat sehr gut geklappt. Da dürfte es keine Probleme geben. Julian ist ein sehr guter Musiker und Pädagoge und kann das gut rüberbringen.

Weshalb hören Sie jetzt auf? Sind 31 Jahre genug? Oder haben Sie andere Ziele?

Ich habe sicherlich einige andere Ziele. Ich werde weiter im Verein tätig bleiben, vermutlich als Bassposaunist. Ich möchte mich aber auch weiter zur Verfügung stellen, wenn ein Dirigent im Süden der DG kurzfristig ausfällt.

Und wie sieht es mit einer Anekdote aus diesen drei Jahrzehnten aus?

(Lacht) Das sind sehr, sehr viele. Das „Après-Ski“ ist immer sehr vernünftig hier in Crombach. Es hat immer Spaß gemacht. Da gibt es so viel zu erzählen, fast von jeder Probe. Natürlich hatten wir viele Höhen und auch einige Tiefen. Das haben wir aber immer sehr gut aufgefangen, weil die Gemeinschaft so groß ist. In Erinnerung bleibt der Tod unseres Vorsitzenden Günther Gangolf. Kurz vorher war er Präsident geworden und verstarb einige Tage vor unserer Ungarn-Reise. Das war keine einfache Situation. Günthers Familie und der Musikverein haben sich gegenseitig einen guten Rückhalt gegeben. Und so konnten wir mit 72 Leuten die Reise antreten und glücklich abschließen. Das war nicht so einfach und auch nicht so „normal“.

Jochen Mettlen