65 Musiker und zwei Konzerte
Amazing Winds“ nennt sich eines der vielen Projekte, die die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Musikakademie in diesem Schuljahr 2022-2023 beleben. Wie schon bei den Feiern zum 25. und 40. Geburtstag der Akademie wird ein großes Harmonieorchester aus Lehrern, Schülern und ehemaligen Schülern unter der Leitung von Rainer Hilger ein Repertoire darbieten, das zum größten Teil noch nie in unserer Region gespielt wurde.
Dieses große Blasorchester besteht aus mehr als 65 Musikern aus allen Gemeinden Ostbelgiens. Mit Lese-, Register- und Tuttiproben bereiten Dirigent und Musiker sich in mehreren Ortschaften, vor allem in Eupen und Lommersweiler, auf die beiden großen Konzerte vor, die am Wochenende des 21. und 22. Januar 2023 im Triangel in St. Vith und im Jünglingshaus in Eupen stattfinden werden. Der Verband Födekam schließt sich diesem Projekt an und hilft der Musikakademie bei der Organisation dieser Veranstaltung, u.a. durch logistische Unterstützung.
Dirigent Rainer Hilger im Interview
Födekam Neues: Rainer, wie ist das Projekt „Amazing Winds“ entstanden?
Rainer Hilger: Wir haben uns im letzten Jahr im pädagogischen Rat überlegt, wie wir die Musikakademie feiern möchten. Es war uns wichtig, dass sich die Musikakademie in ihrer Vielfalt durch verschiedene Projekte und Konzerte präsentiert. So kam es auch zu der Idee, ein Harmonieorchester zusammenzustellen, bei dem Schüler, ehemalige Schüler und Lehrer gemeinsam in einem überschaubaren Zeitrahmen einige Werke einstudieren und präsentieren.
FN: Wie schwierig ist es, ein solchen Projekt zeitlich in den Ablauf des Schuljahres einzufügen?
RH: Unser Projekt sollte nach Möglichkeit nicht mit Herbstkonzerten, Frühjahrskonzerten oder anderen Terminen der ostbelgischen Vereine kollidieren. So blieben nicht viele Möglichkeiten, wenn man bedenkt, dass September (Schulbeginn) und Juni (Prüfungszeit) sich auch nicht für ein solches Schulprojekt eignen. Die Wahl fiel so auf das Wochenende unserer Preisverteilung am 21./ 22. Januar, obwohl diese Zeit für unsere Schülerinnen und Schüler, die in den letzten Jahren ihren Abschluss gemacht haben, nicht ideal ist, da die meisten von ihnen ein Hochschulstudium absolvieren und sich in der Prüfungsphase befinden.
FN: Wie viele Proben gibt es und was ist dabei vom Repertoire und Niveau her möglich?
RH: Alle Beteiligten sind natürlich zeitlich in ihren Vereinen und anderen Aktivitäten sehr eingebunden, so dass wir unser Projekt auf sieben Proben, sechs Tutti-Proben und für jedes Pult jeweils eine Registerprobe, begrenzt haben. Wir haben ein Repertoire ausgesucht, das nach unserem Wissen in Ostbelgien noch gar nicht oder kaum gespielt wurde. Da ja sehr viele Musiker, die im Jubiläumsorchester mitspielen, auch in hiesigen Harmonien aktiv sind, war dies wichtig. Ein unbekanntes, neues Repertoire ist natürlich interessanter zu erarbeiten als Werke, die man schon mehrmals gespielt hat. Alle Instrumente werden im Laufe des Konzertes auf irgendeine Weise übrigens auch solistisch zu hören sein.
Für die Auswahl der Werke war uns wichtig, dass sie anspruchsvoll aber gleichzeitig auch publikumsfreundlich und nicht zu schwierig sind, da wir ja nur eine begrenzte Anzahl von Proben haben. Das Mitmachen soll den Musikern Freude bereiten und keinen Stress hervorrufen.
FN: Wie ist der Stand nach den ersten Proben?
RH: Natürlich muss ein solches Repertoire „reifen“. Wir haben deshalb die Proben über einen Zeitraum von zwei Monaten verteilt. Da wir eine ausgeglichene Besetzung angestrebt haben, wurden die Musiker persönlich zur Teilnahme eingeladen. Bei der geringen Probezeit war uns bewusst, dass wir eine gute Mischung aus Lehrern, fortgeschrittenen Schülern und ehemaligen Schülern mit Orchestererfahrung benötigen. Die Koordination lief über unseren Direktor Luc Marly, der also immer den Überblick hatte.
FN: Worin bestehen die besonderen Herausforderungen?
RH: Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir ein rund 65 Musiker starkes Orchester zusammenstellen konnten, das natürlich in dieser Konstellation noch nie zusammen gespielt hat. Es ist die Herausforderung, in relativ kurzer Probezeit sowohl das Programm zu erarbeiten als auch einen möglichst homogenen Orchesterklang zu entwickeln. Man kann es vergleichen mit einer Sportmannschaft. Nur weil sehr gute Sportler zusammenspielen, heißt das nicht, dass sie eine gut spielende Mannschaft bilden. So ist es für uns enorm wichtig, die wenige Probezeit effektiv zu nutzen.
FN: Gibt es neben der Musik auch „Stimmung“ im Orchester?
RH: Jeder Musiker trägt seinen Teil dazu bei, dass wir der Musikakademie - und so auch uns allen selber - eine schöne Aufführung zum Jubiläum schenken. Natürlich steht das Musikalische bei den Proben im Vordergrund, schließlich müssen wir sehr effizient proben. Doch ist es in unseren Augen auch wichtig, dass am Rande der Proben Kontakte geknüpft und Freundschaften gepflegt werden. Man kennt sich oder lernt sich kennen, man macht gemeinsam gute Musik und verbringt eine gute Zeit zusammen.
FN: Ein Wort zum Programm bitte.
RH: Das Thema unseres Hauptwerkes passt besonders gut ins Konzept. „El Arca de Noé“ von Oscar Navarro erzählt bildmalerisch die Geschichte von der Arche Noah. Man kann sowohl dieses Projektorchester als auch unsere Musikakademie als ein „Schiff“ sehen. Dabei repräsentieren die teilnehmenden Musiker alle Schüler, ehemaligen Schüler, Lehrer und das Verwaltungspersonal der Akademie. Die drei anderen Werke, die wir erarbeiten, sind „Godspeed“ von Stephen Melillo, „Keen of Queen“ (eine Hommage zum 25. Todestag von Freddie Mercury) von Jörg Murschinski und „Funky Winds“ von Otto M. Schwarz, das kürzlich unter Leitung des Komponisten auch vom ostbelgischen Play-In Orchester gespielt worden ist.
FN: Wir freuen uns auf die beiden Konzerte und wünschen viel Erfolg!