Zu den wichtigsten Aufgaben eines Verbandes gehört es zweifellos, am übergeordneten Interesse für die Tätigkeiten seiner angeschlossenen Ver eine zu arbeiten. Lobbying, Interessenvertretung, auch Werbung für Musik und Gesang – darin sieht Födekam einen Teil seiner Aufgaben. Wir machen uns Gedanken darüber, warum das Musizieren im Orchester und der Ge- sang im Chor weniger attraktiv ist als „früher“. Und darum, wie unser Hobby wieder attraktiver werden kann.

Think Tank“ oder „Denkfabrik“ haben wir diesen Prozess, bei dem wir ein besonderes Augenmerk auf die Jugend richten, vielleicht etwas großspurig genannt. In Gang gekommen sind unsere Überlegungen Mitte 2021, und – so wie ganz viele andere Projekte in letzter Zeit – sie wurden durch die Corona-Einschränkungen nicht gerade vereinfacht. Trotzdem hat sich eine Arbeitsgruppe des Verbandes Födekam bereits mehrfach zu diesem Thema getroffen und nach einem klassischen Management-Modell versucht, ihre Überlegungen zu strukturieren: Bei der „Ideen- und Gedankenfindung“ haben wir zunächst versucht, Gründe für die nachlassende Attraktivität von Chor- und Instrumentalmusik herauszuarbeiten. Daraus ließen sich in einer zweiten Phase Ziele ableiten, einerseits für den Verband selbst, andererseits für die uns angeschlossenen Vereine. Und natürlich gilt es abschließend, diese Ziele in konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Leider haben wir bisher die Vereinsvertreter nicht so in diese Denkarbeit einbeziehen können, wie wir es ursprünglich beabsichtigt hatten. Auch der Gedanke, die jährliche Generalversammlung dazu zu nutzen, den Denkprozess gemeinsam fort- zuführen, ließ sich wegen der Planungsunsicherheit im Vorfeld dieser Versammlung diesmal nicht verwirklichen. Trotzdem zeichnen sich einige konkrete Ziele ab, die teilweise sogar schon umgesetzt wurden bzw. die kurz- oder mittelfristig zur Verwirklichung anstehen. Nachfolgend wollen wir vorab die Ziele, die die Arbeitsgruppe im Hinblick auf ein verbessertes Image und eine erhöhte Attraktivität unseres Hobbys erarbeitet hat, vorstellen. Dabei wurden unterschiedliche Problembereiche beleuchtet.

Problembereich Gesellschaft

Die Entwicklung unserer Gesellschaft hin zu mehr Individualismus und persönlicher Selbstverwirklichung scheint unaufhaltsam. Bei einem deutlich erhöhten Freizeitangebot und gleichzeitig wachsenden beruflichen und schulischen Anforderungen gerät Egoismus zunehmend in den Vordergrund, während das Gemeinwohl an Bedeutung verliert. Es bestand in der Arbeitsgruppe Einigkeit darüber, dass dieser gesellschaftlichen Entwicklung und ihren negativen Auswirkungen auf unser Hobby weder die Vereine noch der Verband wirksam entgegentreten können. Wir können die Gesellschaft nicht ändern, sondern nur versuchen, uns anzupassen.

Problembereich Traditionen und Verpflichtungen, Kirchturmdenken, Repertoire und Auftritte

Das Festhalten an überalterten Traditionen mit zu vielen „lästigen“ Verpflichtungen, wenig Zusammenarbeit zwischen den Vereinen (Kirchturmdenken), wenig attraktive Auftritte und ein fehlendes Gleichgewicht zwischen musikalischer Herausforderung, freundschaftlicher Geselligkeit und dörflichen Verpflichtungen beeinträchtigen - so die einhellige Meinung der Mitglieder der Arbeitsgruppe - die Attraktivität der Chöre und Musikvereine.

Als ein Ziel für den Verband Födekam wurde die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Vereinen formuliert. Hier stehen bereits Überlegungen an, Treffen, wie sie in der Vergangenheit beispielsweise für Chöre auf Dekanatsebene organisiert wurden, wiederzubeleben oder ins Leben zu rufen, um auf diese Weise eine gesellige und zugleich erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Vereinen zu installieren.

Aus der Sicht der Vereine sollten möglichst alte und verstaubte Traditionen auf den Prüfstand gestellt werden, ein Gleichgewicht zwischen anspruchsvoller Musik (Repertoire) und Geselligkeit hergestellt und Wert auf interessante und attraktive Auftritte gelegt werden. Darüber hinaus sollten - so die Meinung der Arbeitsgruppe - unliebsame Auftritte zur Diskussion gestellt werden und die Verpflichtungen der Mitglieder auf ein allseits akzeptables Niveau begrenzt werden.

Problembereich Image und Außendarstellung

Musikvereine und Chöre gelten in der Öffentlichkeit manchmal als altbacken, altmodisch und überlebt. Damit haben wir ein handfestes Problem, wenn es darum geht, die Attraktivität unserer Vereine zu erhöhen. Darüber hinaus ist die Außendarstellung der Vereine und die Medienpräsenz verbesserungsfähig. Auch die Lobbyarbeit für Musik und Gesang kann noch verbessert werden.

Der Verband Födekam leitet aus dieser Problemanalyse mehrere Ziele ab. Die Öffentlichkeitsarbeit soll durch regelmäßige Pressemitteilungen weiter verbessert werden. Auch der seit Jahresanfang eingeführte Newsletter reiht sich in die Ziele zur Imageförderung ein. Darüber hinaus sollen durch eine umfassende Kampagne das Ansehen und die Attraktivität unseres Hobbys und damit einhergehend die Anziehungskraft der Vereine gesteigert werden.

Auch auf der Ebene der Vereine kann die Öffentlichkeitsarbeit und das Erscheinungsbild verbessert werden. Neue ungewöhnliche Konzertorte, zugkräftige Werbung insbesondere in sozialen Medien, die digitale Kommunikation von Botschaften, die Interaktion mit Nutzern und die Generierung von Besuchern für die eigene Webseite oder für eigene Veranstaltungen sollten von den Vereinen zunehmend genutzt werden.

Problembereich Jugendförderung

Hohe Altersunterschiede in den Vereinen, der lange Weg vom Beginn der Musikausbildung bis zum Einstieg in den Chor oder das Orchester, zu wenig Jugendchöre, die weiter steigerungsfähige Anzahl jugendlicher Vorstände, die Überlastung durch Beruf oder Schule, die geringe Wertschätzung für Musik (da mit geringen Kosten verbunden…?) und fehlende Initiativen zur Anwerbung rufen nach umfassenden Initiativen auf allen Ebenen, um unser Hobby durch Jugendarbeit nachhaltig und wieder zukunftsfähig zu gestalten.

Der Verband Födekam ist sich der Bedeutung der Jugendförderung für den Fort- bestand unserer vielfältigen Kulturlandschaft bewusst und unterstützt umso engagierter Projekte und Maßnahmen zur Jugendtalentförderung. Als Ziel wurde hier beispielsweise eine Förderung von Jugendchören oder Chören, die nicht an der Einstufung teilnehmen (können), formuliert. Die Organisation von Jugendkonzerten, die bessere Begleitung von Talenten, die Gründung von Jugend- oder Kinderchören oder von Orchestern für Jugendliche wurden als weitere Ideen genannt. Neue Initiativen für die Anwerbung, Ausbildung und Förderung von Jugendlichen für den Chorgesang oder die Musik, eine noch bessere Verknüpfung zwischen Schule, Verein, Musikschule und Födekam sowie eine Intensivierung der Werbung und die Verbesserung des Ansehens der Musik bei Jugendlichen sind weitere Themen – es gibt gerade in diesem Bereich für uns alle viel zu tun!

Problembereich Vorstandsarbeit und Dirigenten

Von der Arbeitsgruppe wurden als mögliche Problembereiche zudem das Fehlen einer ausgeglichenen Balance zwischen den Ambitionen der Dirigenten und dem Wunsch nach Geselligkeit der Vereinsmitglieder, eine (zu) hohe Erwartungshaltung mancher Dirigenten, die geringe Anzahl verfügbarer neuer Dirigenten, unzureichende Mitbestimmung der Mitglieder bei der Auswahl des Repertoires und Berührungsängste beim Thema Vereinsfusionen erarbeitet.

Als Ziele für den Verband wurden die Unterstützung bei Fusionsplänen, vermehrte Dirigentenausbildung bei der Musikakademie sowie auf Anfrage eine Unterstützung durch Experten bei der Zusammenstellung von Repertoires oder Konzertprogrammen genannt.

Soweit die Zusammenfassung der angestellten Problem- und Zielanalyse. Diese würden wir sehr gerne in Zukunft mit Vereinsvertretern vertiefen, um für uns alle schließlich einen Maßnahmenkatalog zu erarbeiten, den wir als Orientierung und Handlungsempfehlung nutzen können.

Die Generalversammlung des Verbandes findet kurz vor dem offiziellen Erscheinen dieser Zeitschrift, aber nach deren Redaktionsschluss statt (Bericht folgt in der nächsten Ausgabe von „Födekam Neues“). Hierbei sollten diese Themen auch kurz angerissen werden. Mit dem Blick auf Abstandsregelungen und Vorschriften zur Luftqualität wird diese Generalversammlung im großen Saal des Triangel abgehalten.

Am 8. März hat der Födekam-Verwaltungsrat dort die Gelegenheit, seine Arbeit des letzten Jahres vor den Vereinsvertretern darzulegen und auf zukünftige Projekte und Ideen einzugehen. Und bei der Gestaltung dieser Zukunft hoffen wir, weiterhin – und sogar noch verstärkt - die angeschlossenen Vereine in Überlegungen, Gedankenspiele und Denkprozesse mit einbeziehen zu können.

 

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